Sie war immer da

Zusammenfassung

Die Autorin beschreibt die tiefe emotionale Bindung zu ihrer Kamera, die sie über viele Jahre hinweg durch unterschiedliche Lebensphasen, Reisen und Veränderungen begleitet hat.

Fotografin liegt in der Wüste im Sand und fotografiert

Als wir die verschneiten Straßen Norwegens durchquerten und bei minus zwölf Grad in der Nacht auf dem Berg in Tromsø die Polarlichter bestaunten, war sie dabei – sie hat alles gesehen.

Sie war da, als er zufällig in mein Leben stolperte, und sie blieb, als er seine Tasche packte und leise mein Leben verließ.

Sie war da, als ich mich nach Freiheit und Veränderung sehnte und ganz allein die Strände und Straßen Zyperns mit dem Bus und zu Fuß erkundete.

Sie war auch da, als 2021 Ahrweiler von der Flut heimgesucht wurde und als 2022 ganz Deutschland in Blau-Gelb getaucht war.

Sie war dabei, als wir mit einer Freundin auf Zypern wie Kinder im Wasser sprangen, das sich um uns in tausend perlenartigen Tropfen in der Sonne zerstreute. Sie hat all das gesehen – und noch so viel mehr.

Sie war da, als eine Bande von Eichhörnchen mich im fünften Stock jeden Morgen besuchte und ich Tag für Tag für sie eine kleine Welt auf dem Balkon erschuf.

Ich sah die Welt durch ihre Augen. Sie sammelte meine Erinnerungen von Reisen und Begegnungen – mit Menschen, die heute noch in meinem Leben sind, und mit Menschen, die ich nie wiedersehen werde. In gewisser Weise gab sie meinem Leben Sinn und Ordnung, und meine Einsamkeit verwandelte sie in Flow.

Sie war immer da, wenn ich sie brauchte. Sie war da, wenn ich die Muse hatte – und sie schenkte mir die Muse, wenn sie mir fehlte. Sie war da, als ich nichts hatte: keinen Job, keine Wohnung, keinen Partner. Und sie war auch da, als ich all das hatte.

Und nun, nach all den Jahren treuer Begleitung, habe ich beschlossen, mich von ihr zu trennen.

Und sie sagen: „Was ist schon dabei? Lass los und geh weiter. Es ist nur eine Kamera.“

Aber sie war immer da. Seit 2018 begleitet mich Nikon D810. Und nach vielen Jahren treuer Arbeit, habe ich beschlossen, das System zu wechseln.

Jetzt gewöhne ich mich an das neue System mit Nikon Z7 II – und seit Kurzem bin ich die Besitzerin einer Drohne DJI 4 Mini Pro, die mir völlig neue Perspektiven eröffnet.

Auch wenn sich die Technik verändert hat, bleibt meine Leidenschaft die gleiche. Die Erinnerungen und all die Geschichten, die ich mit der D810 eingefangen habe, nehme ich mit – doch jetzt freue ich mich darauf, die Welt noch einmal ganz neu zu entdecken: am Boden, in der Luft und mit dem Herzen immer bei den besonderen Momenten. Schon jetzt sehe ich die Videos vor meinem inneren Auge: Portraits und beeindruckende Landschaften, begleitet von Musik, poetischen Texten und gigantischen Sonnenuntergängen über Bergen und am Meer.

Die neue Reise geht los.

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